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Street Votography London

„Snatch Movie Quote: “Yes, London. You know: fish, chips, cup ‚o tea, bad food, worse weather, Mary fucking Poppins… LONDON“

Vom verschneiten Flughafen Zürich direkt in die typisch bewölkte Wolkendecke Londons. Die ersten zwei Tage waren regnerisch, jedoch in der Intensität so wechselhaft, dass der leichte „Niesel-Regen“ kaum als effektiver Niederschlag gewertet werden kann. Um dem Wind nicht noch mehr Angriffsfläche zu bieten blieb der Regenschirm in der Wohnung, welche wir über airbnb.ch gefunden haben: Unser Gastgeber Brice offeriert auf dieser Webseite ein Zimmer seiner Wohnung ein paar Gehminuten südlich der Tower-Bridge. Bei unserer Ankunft ist er jedoch auf Reisen in Frankreich und so haben wir die ganze Wohnung für uns. Sein Freund Stephen empfängt uns an seiner Stelle und händigt uns die Wohnungsschlüssel aus. Das Quartier Southbank ist eine optimale Ausgangslage zur Erkundung Londons. Um mit der legendären U-Bahn (wird vor Ort „the tube“ genannt) zu reisen ist die Oyster-Card zu empfehlen. Für 35 Pfund erhält man einen unlimitierten Reisepass für die U-Bahn, die Busse und die lokale Eisenbahn. Es gibt Aussagen oder Sprichwörter, welche man durch repetitives Hören mit einer Stadt verbindet. In meinem Fall ist hat es in Bezug auf London mit der U-Bahn zu tun: „Mind the gap!“ wird unter dem Boden der Stadt so häufig durch die Ansage ausgesprochen und steht geschrieben an jedem Gleis, dass dieser Satz sich wie ein Zecke an mir festklammert.

Da das Finanz-Viertel gleich nördlich der Tower-Bridge ist, schlenderten Livia und ich am Samstag (Ankunftstag) durch dieses menschenleere Gebiet. Das bunte Treiben beginne hier erst wieder Anfangs der Woche, wenn die Einheimischen ihrer Arbeit nachgehen. Auch andere Teile von London sind wir planlos abgelaufen, denn ich bin der Meinung, dass der erste Tag einer Städtereise zu vergleichen ist mit dem Testen der Wassertemperatur eines Bades mit dem grossen Zeh: Es ist ein akklimatisieren an die Bedingungen und Sonderheiten einer Stadt. Erst am zweiten Tag beginnen wir mit präziseren Zielvorstellungen. Der Besuch im „Tate“ (Modern Arts), welcher mich persönlich nicht wirklich begeisterte. Kunst ist immer sehr subjektiv… Für mich ist aber nicht alles Kunst, was auf möglichst skurrile Weise inszeniert ist und anstossen soll. Der Raum mit österreichischen Kunstwerken erinnert uns an eine perverse Kellerorgie und somit an Dinge, welche vor nicht all zu langer Zeit in der Zeitung standen…  Auf dem Weg zur Bond Street treten die ersten Komplikationen auf: Die ständig überfüllte U-Bahn wird laufend erweitert um den Pendlern und Touristen mehr Kapazität zu bieten. Leider führt dies zu Ausfällen von kompletten Stationen und somit komplizierten Ersatzrouten. Nach ein paar Stunden erreichen wir trotzdem die Einkaufsmeile. Das geplante Ziel (Fotografie-Ausstellung) können wir aber nicht finden, da ich nicht auf die Idee gekommen bin eine genauere Adresse als „Bond Street“ zu notieren. Mit weiblicher Begleitung ist es aber kein Problem an dieser Strasse etwas zu unternehmen und so suchen wir den Victoria Secret Shop auf. Beim Verlassen ist es bereits dunkel auf der Strasse. Der nachfolgende Umweg zum Piccadilly Circus und Chinatown wäre eigentlich überflüssig gewesen, da das Chinesische Neujahr bereits am Nachmittag gefeiert wurde.

Am darauffolgenden Tag besuchen wir den berühmten Camden Market. Das Labyrinth der vielen  Läden auf verschiedenen Etagen, dicht aneinander gedrängt führt schnell zu einer Reizüberlastung. Man muss schon ein gutes Auge besitzen um zwischen den zahlreichen chinesischen Anbieter, welche alle ein ähnliches Angebot besitzen, die Goldgruben des Marktes zu finden. Einheimische Künstler bieten in kleinen Nischen ihre selbstgemachte Ware an und sind meist ebenso skurril wie die Produkte selbst. Wer hier nicht gerne von Marktschreiern oder Lebensmittelanbieter angesprochen wird oder nur ungern feilscht ist definitiv Fehl am Platz. Das andauernde Londoner Wetter (ständiger Minimal-Regen und Wind) blockierte die Festlaune der Besucher, die sonst laut Berichten auf diesem Markt vorherrscht. Trotzdem besuchen auch an diesem Tag viele Besucher das Camden Quartier und spazieren neugierig durch die Gassen und Tunnels. An diesem Tag wollen Livia und ich uns ausserdem von dem kulinarischen Aufstieg Londons überzeugen und suchen per TripAdvisor.com und Foursquare.com ein gutes Restaurant in der Nähe unserer Wohnung. Die argentinische Küche der Kette „Gaucho“ wird ausgewählt und überzeugt mit seinem luxuriösen Stil und der guten Küche. Wohlgenährt fallen wir ins Bett.

Um auch den Pflichtteil von London zu erfüllen besuchen wir am nächsten Tag den Buckingham Palace und die Westminster Abbey… Jedenfalls von aussen, den der Eintritt in die prunkvolle Kirche kostet stolze 18 Pfund. Da ich nun auch die Adresse der Fotogallerie bei mir habe machen wir erneut ein Abstecher in die Oxford Street. Es stellt sich jedoch leider heraus, dass dort nur ein paar wenige Fotos ausgestellt sind und hauptsächlich Collagen und Zeichnungen. Also trotzdem ein Reinfall… Um die Enttäuschung zu verdrängen steht erneutes Shopping auf dem Ersatzprogramm: Das Harrods bietet viele Luxusartikel, welche mit vierstelligen Preisen weit über unserem Budget liegen. Trotzdem ist der Besuch dieses Einkaufstempel eindrücklich und besser als die „Foto-Gallerie“.

Noch einmal die Batterien des Körpers aufladen um am nächsten auf die Jagd nach der Strassenkunst von London zu gehen. Das Quartier Shoreditch und vorallem die Brick Lane eignet sich für solche Zwecke gut. Einen Anhaltspunkt liefern die interaktiven Strassenkarten des Internets. Auf gewissen Webseiten findet man so sehr viele virtuelle Stecknadeln mit Beschriftung und Miniaturbild zu den Kunstwerken der Strassen. In diesem Viertel befindet sich eine grosse Konzentration davon und kann somit als begehbare Gratisausstellung betrachtet werden. Um gewisse Bilder und Stickers zu entdecken, muss das Auge des Betrachter aufmerksam umherwandern. Dies ist vorteilhaft, denn so können Nischen und kleine Nebenstrassen des Gebietes nur selten verpasst werden. Viel zu oft gehen wir ohne einen Seitenblick zu würdigen durch Städte und Gassen und verpassen die versteckten Geheimnisse. Als Abschluss des Tages und somit unserer Städtereise besuchen wir die berühmte Portobello Road mit ihren verschieden farbigen Hauswänden. Die leuchtenden Farben der Mauern, die kleinen Läden im Erdgeschoss (vielfach mit Antiquitäten) und die Gemüsehändler auf der Strasse ergeben ein gemütliches Ambiente. Die Abreise am nächsten Tag war zeitlich kanpp berechnet.. Ich gebe es zu,  ich habe den Zeitplan gemacht. Jedoch ist er vorzüglich aufgegangen und wir sind gute zwanzig Minuten vor der Boarding-Time vor Ort. Ich möchte jedoch nicht wissen, was passiert wäre, hätte die U-Bahn Verspätung, einen Defekt oder der Lokführer keine Lust heute zu arbeiten. Aber uns passiert dies nicht, denn mir passiert dies nie („Holz alänge“)…

Mein Fazit zu London: Das Wetter war wirklich nicht toll! Es ist jedoch typisch britisch und gehört somit zu dieser Stadt. Ich werde jedoch das Gefühl nicht los, dass die Londoner auf den Lorbeeren ihrer damals grossartigen Stadt ausruhen. Es wird zwar an allen Ecken und Enden gebaut und erweitert, jedoch scheint das Prinzip das Selbe zu bleiben. Anhand der Restaurants kann man dies an einem Fallbeispiel erläutern: In den letzten zehn Jahren war ein rasanter kulinarischen Aufstieg zu verspüren. Das Essen wird wunderschön serviert und schmeckt vielerorts vorzüglich. Der Service und die kulinarischen Gepflogenheiten, wie sie in Paris täglich zu beobachten sind bleibt jedoch typisch britisch und wenig durchdacht. Ich weiss, es ist Kritik auf hohem Niveau aber es ist bei allen Dingen in London das Selbe: Es wird erneuert und grösser und prunkvoller, doch irgendetwas (meist das Schlüsselelement) geht vergessen. Ein Sportwagen fährt nicht schneller nur weil er glänzende Felgen und Rennsitze besitzt. Doch alle Kritik in Ehren, die britische Höflichkeit macht alles wett und ist meiner Meinung nach der Schlüssel zur Zukunft.

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