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Steckengeblieben in der Urzeitkacke – Kubu Island

Seit fünf Tagen sind wir nun mit unserem neuen zu Hause, einem Toyota Hilux mit Dachzelt in Südafrikas und Botswanas Nationalparks unterwegs. Zuerst auf Teerstrassen danach auf Schotter und zu guter Letzt auf Sand vertieften wir unsere bis anhin noch weitgehend fehlende 4×4 Kenntnisse. Wir lieben unser neues Nomaden-Dasein und sind total begeistert von der traumhaften Natur die uns umgibt. Noch mehr Spass haben wir am fahren auf Offroad-Tracks und streiten uns fast schon wer denn heute hinter dem Lenkrad sitzen darf. Freudig, naiv steuerten wir am fünften Tag unsere Feuerprobe an. Die Makgadikgadi Salt Pans. Das weltweit grösste Netzwerk von Salt Pans trumpft mit endlosen Weiten auf. Staubtrockener aufgerissener Untergrund und schimmernde Hitzewolken am kaum sichtbaren, kilometerentfernten Horizont. Selten haben wir uns so klein und einsam und zugleich so frei gefühlt wie hier. 

Freudig kurvten wir über den festen Untergrund immer tiefer in die Salt Pans hinein, mit dem Endziel Kubu Island. Eine kleine von Baobab-Bäumen gesäumte Insel umgeben von einem Salzsee. Wie Livingstone auf Entdeckungsreise fühlten wir uns. Weit und breit Nichts. Es macht unglaublichen Spass über diese Salzpfanne zu düsen und die Staubwolken die wir hinter uns her ziehen zu beobachten.
 
Doch diese Umgebung in welcher wir uns bewegen ist trügerisch. Das Auto kommt ins Schleudern und wir rutschen seitwärts. Mit dem Herz in der Hose kommen wir zum stillstand. Wir hatten Glück dass der Wagen nicht kippte. Innert Sekunden wechselte der staubtrockene und harte Untergrund in eine glitschige, matschige Masse. Auch die Gefühlslage wechselte innert Sekunden und machte uns wieder bewusst, wo wir uns befinden. Der Untergrund wird immer weicher und weicher und es scheint keinen Weg zu geben. Spuren führen weiter durch den Schlamm. Wir zögern noch, folgen ihnen dann doch, da wir der GPS Route Glauben schenken – was für ein Fehler. Die Reifen spulen, es schleudert Dreck rund und über das Auto. Wir kämpfen uns im Schritttempo durch den Matsch. Drei Meter weit und das Auto steckt tief im lehmartigen Schlamm. Es gibt kein vorankommen mehr. Weder vorwärts noch rückwärts. Das Auto bewegt sich keinen Millimeter mehr. Schuhe ausziehen, Schaufel packen und die rutschfesten Matten unter die Reifen legen. Ein erneuter verzweifelter Versuch, doch das Auto bewegt sich nicht. Knietief stecken wir in der fossilen Vogel- und Fischkacke. Die drückende Hitze erschwerte es einen kühlen Kopf zu bewahren.
 
Wir haben noch eine andere Idee, befürchten jedoch dass wir alleine nicht aus dieser Misere gelangen. In der Zwischenzeit macht sich ein ungutes Gefühl breit. Meine Blicke schweifen hilfesuchend über den Horizont. Ich meine in der Hitzewelle etwas zu erkennen. Eine Fatamorgana? Nein, Autos am Horizont. Was für eine Erlösung. Unsere Rettung naht. Eine achtköpfige, südafrikanische, campingerprobte Gruppe. Schmunzelnd ziehen sie uns mit zwei Autos aus dem Schlamm. Während zwei Weitere bereits einen Weg nach Kubu suchten. Plötzlich kam über den Funk, dass nun auch einer der Profis im Schlamm steckt. Während die Männer nun das nächste Fahrzeug aus dem Schlamm befreiten, waren wir Frauen bereits in Gedanken unsere Zelte an Ort und Stelle aufzuschlagen. Doch wo ein Wille ist, ist auch ein Weg und wir fuhren eingesäumt in der Camperkaravane, nach langem Hin und Her nach Kubu Island. Die Erleichterung am Abend war gross, der Sonnenuntergang atemberaubend und nachts funkelten tausende von Sternen über unseren Köpfen. Wir wollten Abenteuer, wir kriegten Abenteuer. Das ist Afrika….
 
 

Kniefief in Urzeitkacke stecken geblieben | #selfdrive #kubu #africa #hilux

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Doch nicht zu vergessen, wir befinden uns auf einer Insel und müssen da auch wieder hinaus kommen. Wie wir beim Campingplatzwärter in Erfahrung brachten, ist unser geplanter Weg nach Gweta unpassierbar. Wir haben von ihm eine sehr vage Richtungsangabe erhalten. Das GPS spielt in dieser Salzpfanne verrückt und ist nicht zu trauen. Nach anfänglichen Schwierigkeiten, befinden wir uns auf dem richtigen Weg und auf festem Untergrund. Stundenlang fahren wir gen Norden. Durch endlos, weite Savannen, bis wir plötzlich den Halt untern den Reifen verlieren. Wir konnten rechtzeitig und noch auf einigermassen festem Untergrund bremsen. Steigen aus dem Wagen und erkunden den weiteren „Strassenverlauf“.  Schliesslich haben wir etwas gelernt von unserem gestrigen Missgeschick. Harte Oberfläche mit sumpfigen Untergrund. Da ist kein Durchkommen.
Wir wenden und fahren die Hälfte der bereits zurückgelegten Strecke zurück. Mitten im Nirgendwo entdecken wir einen Einheimischen – unsere Rettung. Er fährt mit uns ein Stück mit um uns auf den korrekten Weg zu bringen. Botswana erfuhr nach einer fünfjährigen Dürreperiode eine sinnflutartige Regenzeit. Aus diesem Grund gibt es aktuell nur einen fahrbaren Weg hinaus aus dieser Gegend. Wir befinden uns auf einer Art Weg, jedoch ohne funktionierendes GPS und haben bei Abzweigungen keine Ahnung wo lang zu fahren. Auf gut Glück irren wir durch den Kahlahri-Ausläufer. Bangen und hoffen, dass wir nun nicht wieder in einer Sackgasse enden. Bis wir wieder auf zwei Einheimische treffen. Unsere Erleichterung ist gross. Noch grösser als sie uns um eine Mitfahrtgelegenheit baten. Seit drei Tagen warten sie auf jemanden der in unsere geplante Richtung fährt. Wir räumen die Rückbank und laden unsere zwei neuen navigierenden Freunde ein. Schwierig zu sagen, wer froher über diese Win-Win-Situation war. Uns jedenfalls ist ein grosser Stein vom Herzen gefallen. 
 
Nach neun anstregenden und nervaufreibenden Stunden war die Freude und Erleichterung enorm, als wir die Teerstrasse vor uns erkannten. Ich hätte mich am liebsten auf den Teer gelegt und die Strasse geküsst. Afrika hat uns erneut eine Lektion erteilt und wir werden diese definitv nie wieder vergessen. 
 

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