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Tag 5: Verirrt in der Damaraland Wüste

Tag 5 der challenge 4 a cause

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Schmerzen, nichts als Schmerzen. Als ich aufwachte, schrie mein Körper mit jeder Pore: „Stopp! Hör auf damit, es tut höllisch weh!“. Angefangen bei übersäuerten Beinen bis hin zu einem fiesen, stechenden Schmerz im Rücken. Trotzdem stiegen wir pünktlich auf das Bike und die stärkere Gruppe (in welcher Tom und ich mitfahren) begann mit einem üblen sandigen Teil, welcher sich über 7km in die Länge zieht. Bereits da wusste ich, dass dies ein anstrengender Tag sein würde, hatte jedoch keine Ahnung in welch spektakulärer Weise sich dieser noch entwicklen würde…

Nach ungefähr 40km wurde mein Gefluche leiser und ich ging über in den Ruhe-Modus: Den Blick auf den steinigen, sandigen Untergrund, der Blick leer und nur darauf fixiert den Tag über mich zu bringen. Zusammen mit Steve, welcher den gleichen Leidenswerg durchmachte durchquerten wir Hügel für Hügel und Tal für Tal in einer Trance, die sich meiner Erinnerung entzieht. Erst als ich einen Schluck aus meinem Camelback nehmen wollte und dieser leer war, machte ich mir Sorgen. Wir schauten auf die Uhr und hatten seit gut 3 Stunden kein Auto und kein Fahrrad gesehen. Tom, Allie und Scot mussten irgendwo hinter uns sein, jedoch auch hier kein Lebenszeichen. Wir realisierten, dass wir komplett alleine in der Wüste sind, ohne Wasser und ohne Essen. In der brennenden Hitze versuchten wir am Horizont etwas zu entdecken. Nichts… Nur die gähnende Leere der Wüste.

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Als uns endlich ein Truck überholte, fragte ich den Fahrer (Lala), wie weit es bis zum Camp sei. Ungefähr 17km antwortete er und fuhr weiter. Ohne Essen und Getränk fuhren wir weiter in unserem Drogen ähnlichen Zustand. Plötzlich kam Lala uns erneut entgegen und ich schnauzte ihn kräftig an. „Wie weit ist es denn noch? Das ist doch verrückt. Wir fahren seit ungefähr 9 Stunden durch die Wüste und uns geht die Verplegung aus!“ Er antwortete mir, dass er das Camp nicht gefunden hat… Schock… Wir realisierten, dass nun der Spass vorbei war und wir unbedingt auf den Truck mussten.

Wenn Steve und ich bereits so stark am Leiden waren, wurde es für diejenigen hinter uns gefährlich. Wir fuhren dem Rest der Gruppe entgegen und trafen einen nach dem anderen erschöpft und müde an. Wir quetschten uns auf und in den Jeep und fuhren weiter in unsere geplante Richtung. Wir waren überzeugt auf der richtigen Spur zu sein, da wir Fahrradspuren sahen. Ungefähr 30km weiter mussten wir uns eingestehen, dass diese Distanz unmöglich zur Tagesetappe gehören würde. Geplant waren rund 70km an diesem Tag. Steve und ich hatten bereits ca. 100km zurückgelegt. Viel weiter konnte dieses verfluchte Camp nicht sein! Wir beschlossen umzukehren und sahen nach einer weiteren Stunde am Horizont endlich ein zweites Fahrzeug. Besorgt stieg der Fahrer aus und machte uns klar, dass wir seit etwa 3-4 Stunden gesucht wurden. Wir waren weit von der Strecke abkommen und folgten Spuren, welche nicht von heute waren….

Auf dem Rückweg wurde uns erst bewusst, wie weit wir falsch gefahren sind. An dem Ort an dem uns Lala auf das Fahrzeug nahm war ca. die Hälfte der nächsten Tagesetappe bereits vorüber. Als ich auf dem Dach des Trucks sass (da wir zu viele Leute für diesen improvisierten Transport waren) sah ich Streckenteile, welche ich mir nicht bewusst bin gefahren zu haben. Nach ungefähr 60min Autofahrt (!) wurde uns die Stelle gezeigt, an der wir falsch abgebogen sind. Es war ganz klar ein organisatorischer Fehler, da sechs Personen diese Kreuzung überhaupt nicht bemerkt hatten. Das Lachen der Gesichter verschwand und jedem war klar, dass es sehr gefährlich ist sich in der Wüste und ohne Verpflegung so weit zu verirren. Alle waren sehr froh als wir bei Sonnenuntergang beim Camp ankamen und alle wohlauf sind. Am Lagerfeuer kreiste mein erschöpfter Körper in Gedanken an diesen Moment. Verloren in der Wüste… Wäre es realistisch zu überleben in einer solch ungastlichen Gegend wie Damaraland ohne Verpflegung, Feuer oder Warme Kleidung für die Nacht?

Es lohnt sich nicht weiter darüber nachzudenken.. Jedenfalls werde ich diesen Tag niemals vergessen und lernte einiges über meinen Körper: Wie ich bei körperlicher Erschöpfung trotzdem in der Lage bin unglaubliche sportliche Leistung zu vollbringen (auch wenn in einem Trance Zustand) und wie sich mein Hirn anfühlt, wenn es in einen Überlebens-Modus übergeht.

 

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